Neues Zuhause in Tokio

Viel Einspruch gab es dennoch nicht. Die Eltern kannten die Geradlinigkeit und Sturheit ihres Sohnes zu Genüge. Sie freuten sich über das Familienglück, das zwei zauberhafte Kinder hervorbrachte – zum einen die große Tochter Aiko-Marie und zum anderen den kleineren Akatsuki-Lars. Auch wenn der Kontakt zu den Großeltern über Skype sehr eng ist und sie sich mindestens zweimal im Jahr alle gemeinsam treffen, so blieb über die Jahre doch immer eine gewisse Wehmut, dass so unendlich viele Kilometer zwischen ihnen liegen. Schnell mal rüber auf einen frischen Kaiserschmarrn gehen oder die Kinder für einen romantischen Kino-Abend abgeben? Das ist einfach nicht möglich, wenn mehrere Staaten dazwischenliegen.

Thomas und Akari fühlten sich lange wohl in Tokio, sie konnten sich beruflich verwirklichen. Nur die enge Wohnung nervt sie. Die mittlerweile sechs und zehn Jahre alten Kinder müssen sich noch immer ein kleines Zimmer teilen. Mehr ist nicht drin in der Mega-City, selbst nach 15 Jahren und mit zwei guten Gehältern.

Das Heimweh kehrt zurück

Den letzten Sommer verbrachte Thomas mit seiner Familie in Graz – wie die Jahre zuvor. Mittlerweile sind Elfriede und Horst in Rente und leben in einem Haus, das für die beiden viel zu groß ist. Für Gäste ist das natürlich ein Traum, bei den Hauseigentümern sorgt es aber zunehmend für Bedenken. Als das Thema bei einem gemeinsamen Frühstück aufkam, fragte Akatsuki-Lars erstaunt: „Warum ziehen wir nicht hier ein?“ Auf das große Gelächter folgte Thomas’ nicht weniger erstaunliches Nachhaken. „Ja, warum eigentlich nicht?“.

Tatsächlich plagte ihn schon seit einiger Zeit das Heimweh – wie es so ist beim Älterwerden, plötzlich gewinnen alt vertraute Orte mehr und mehr an Wichtigkeit. Platz war auf jeden Fall genug vorhanden auf den zwei Etagen sowie dem Dachboden des elterlichen Einfamilienhauses. Sogar für Akari war die vermeintlich kindische Idee ihres Sohnes nicht abwegig – sie konnte sich das Abenteuer Österreich durchaus vorstellen.

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